Um eine alte Kulturtechnik und die Frage, welche Geschichten eigentlich ein historischer Krauthobel erzählen kann, darum ging es beim Seniorennachmittag im Durlacher Hof. Die „Spur des Krauthobels“ führte in einem kleinen Vortrag der Kulturhistorikerin Annette Cremer zum Montafon, aus dem im 18. und 19. Jahrhundert jährlich im Herbst die Krautschneider mit ihren Hobeln auszogen, um zehn Wochen lang in Zentral- und Südosteuropa Weißkohl zu Sauerkraut zu verarbeiteten. Warum viele Menschen auch noch im 20. Jahrhundert und ebenso in Rhodt ihr Kraut für den winterlichen Vitamin-C-Lieferanten hobeln ließen, das erklärte sich aus einem praktischen Versuch. Sauerkraut entsteht durch Milchsäuregärung unter Luftabschluss. Dazu muss der Weißkohl in sehr feine Streifen „gehobel“ werden. Danach wird es gesalzen und kräftig geknetet und nach kurzer Zeit wird der Kohl weicher und es tritt Flüssigkeit aus. Danach kommt alles in einen Topf. Historisch wurde das Kraut mit einem Tuch abgedeckt und mit Gewichten beschwert, sodass es immer von Flüssigkeit bedeckt war. Wir haben das Kraut stattdessen in handlichere Einmachgläser gefüllt und mit kleinen Pflastersteinen beschwert. Das Kraut gärt nun vor sich hin; die Bläschen steigen durch die Flüssigkeit nach oben; nach sieben bis zehn Tagen ist der Prozess abgeschlossen. Heute füllt man das Kraut in Gläser mit Schraubverschluss; früher blieb es den ganzen Winter in den Tontöpfen. Wie wir im Feldversuch feststellen mussten, ist der historische Krauthobel dem Schneidemesser weit überlegen. Den Hobel, der viel größer ist als eine herkömmliche Gemüsereibe, klemmt man am besten zwischen die Beine und hobelt mit Druck von schräg oben nach unten in einen großen Bottich. Aber Achtung, auf die Finger aufpassen, sonst werden die mitgehobelt! Wir danken Hanne und Herbert Heußler für ihre großzügige Leihgabe eines historischen Sauerkrauttopfs und eines Krauthobels. Uns allen hat das Experiment sehr viel Spaß gemacht und es wird unbedingt zur Nachahmung empfohlen!
Text: AC